ich las einen artikel über den berliner schriftsteller gert pehling, der sich seinen unterhalt zum schreiben als gardarobier (sagt man so?) im berliner ensemble verdient. eine beängstigende zukunft entfaltete sich da – aber ist sie wirklich so beängstigend? lesendenkenschreiben, forschen ohne jemandem auf der tasche zu liegen, wie man so sagt, und sei es der allgemeinheit, wie man so sagt. selbst eine beschäftigung an der universität oder an einer außeruniversitären forschungseinrichtung erscheint mir wie eine ungerechtfertigte alimentierung meiner hobbies. denn ich bin kein leserdenkerforscherschreiber aus leidenschaft, ich bin und bleibe – dilletant.
(…) „schreiben ist lust“, sagt er. die tage, an denen er schreibt, sind gute tage, ja glückliche tage, alle andern tage sind grau. er würde sagen, sie sind verloren. (…) nichtschreiben hieße für ihn, den zauber des seins nicht auszuschöpfen und perlen am wegesrand liegenzulassen. (…)
(aus: melanie mühl, vom verschreiben, in: faz vom 18.10.08, s. 44)
mit gutem grund verbietet es sich, im modus der politischen theologie zu operieren. der begriff des politischen ist nicht das freund-feind-verhältnis. mit einem groben holzschnitt verschreckt man viele derjenigen, die sagen, ja aber. und zugleich macht man sich mit leuten gemein, mit denen man eigentlich nichts zu tun haben will.
der informationsgehalt des satzes folgenden satzes geht gegen null: lange über meine deutung des christentums nachgedacht. – entweder man lässt ihn gleich weg und äußert seine gedanken oder man verzichtet ganz auf die bemerkung. die erwähnung des sachverhaltes verrät nichts über den sachverhalt selbst. allenfalls befriedigt man damit seine eitelkeit, weil dann viele tiefschürfendes denken und interesse unterstellen. die umkehrung des si tacuisses, sozusagen. entweder man bekennt sich oder man lässt es bleiben. – mir fehlt die zeit, die gedanken zu wiederholen und festzuhalten. überschrift könnte etwa lauten: demokratie, marktwirtschaft, christentum. – als sei ich ein frommer beter, ich – ha! die monogamie erscheint mir teils heuchelei (natürlich), teils schlichtweg unpraktisch in einer zeit, in der menschen achtzig, hundert jahre alt werden und dieses lange leben kaum mehr an einem einzigen ort auf der erde verbringen. der mensch soll nicht allein sein. was, notabene, nicht bedeutet, ich redete einer oberflächlichen beliebigkeit das wort. es treffen sich immer zwei subjekte, daran rüttle ich nicht, aber ich frage mich, ob sich nicht auch eine netzwerkartige beziehungsstruktur denken ließe. die allenthalben praktizierte serielle monogamie, nichts anderes als eine zeitversetzte polygamie, erscheint mir der größere frevel am andern. als könnte man aufhören einen menschen zu lieben. statt desillusionierung durch ständige versuche, die mehr zum scheitern verurteilt als zum gelingen angelegt sind, eine vertiefung und bereicherung durch parallelisierung. aber immer mit dem ganzen sein, ganzer seele und ganzen leib, immer mit aller kraft in die begegnung werfen und versuchen das bestmögliche daraus zu machen. eine singuläre zweierbeziehung bleibt nichtsdestoweniger möglich. – die eucharistie auf der anderen seite, jetzt wird’s blasphemisch, erscheint mir das relikt eines kannibalistisch-theophagischen rituals:
wenn die gemeinde oder der gläubige im mahl des gottes selbst teilhaft wird, können wir von einer kommunio im wahren sinn sprechen. ‚der mensch verleibt sich das göttliche wesen ein, um mit ihm eins zu werden. in primitiven und antiken kulten galten die opfertiere nicht nur als gabe an die gottheit, sondern selbst als göttlich und mit der kraft des gottes erfüllt.‘
(ǻke v. ström: abendmahl 1, in: tre 1, s. 44, berlin/new york 1977).
ich brauche mir nur die realpräsenz vorzustellen. außerdem die vermessenheit: mit der gottheit eins zu werden. — von wegen: konservativer …