über den satz milan kunderas, das leben als solches sei ein scheitern, der mir durchaus entgegenkommt, wollte ich eigentlich einige bemerkungen niederschreiben. in der art etwa, dass blütenträume so gut wie nie reifen und man mit dem nicht-ganz-gelingen, das man als scheitern bezeichnen kann, lernen muss zurechtzukommen. aber beim nochmaligen überdenken schien mir das vorhaben doch arg gewollt, einmal um text zu produzieren (zum scheitern fällt mir immer etwas ein), einmal um mich der angst zu entledigen, meine sätze seien nur phrasen, denn genau so charakterisiert der verfasser des beitrags zu kunderas achtzigstem geburtstag jenen satz: eine phrase. freilich: am karfreitag ließe sich trefflich über das leben als scheitern philosophieren. – der leipziger lyriker thomas kunst schreibt im nachwort seines jüngsten gedichtbandes: „die gesellschaftliche akzeptanz gegenüber lyrikern und lyrikerinnen mit einer abgeschlossenen wissenschaftlichen ausbildung ist wesentlich höher als gegenüber lyrikern und lyrikerinnen ohne diese bildungsnachweise. die zeit der autodidakten ist ein für alle mal vorbei. die geschichte des schwafelns hat längst begonnen. heere von akademisch aufgeblähten biographien stehen sich gegenüber.“ (hervorhebung vom autor; das ende der weinerlichen schrift, in: estemaga. gedichte, hörby 2008, s. 86f.) mir scheint zuweilen, dass ich zwischen allen stühle schwebe – oder mehr noch: hindurchfalle, phrasen dreschend, schwafelnd durchs raster falle ins nirgend-wo. – aber selbst-verständlich mache ich weiter, es gibt keine alternative mehr. zumal mir vielleicht die destillation der pechblende gelingt und ich ein quantum leuchtenden stoffes vorweisen kann. wer weiß. — es fragt sich folglich: soll ich dem besagten heer tatsächlich noch eine weitere akademisch aufgeblähte (aufgeblasene) biografie hinzufügen? und noch grundsätzlicher: soll ich die masse kontingenter texte noch vergrößern? ich habe keine antwort, nur eine ausrede: man muss sich beschäftigen.