am nachbartisch saßen: ein archäologe aus münster, eine geoforscherin aus bulgarien und zwei heimatkundler aus der region. sie unterhielten sich über ihre erfahrungen aus dem kalten krieg mit der teilung europas und den zumutungen der realsozialistischen planwirtschaft. ich hörte unauffällig zu und fand anlass darüber nachzudenken, auf welche weise die beiden wirtschaftssysteme beschrieben werden können.
es mag zwar reizvoll sein, die marktwirtschaft mit sozialistischem und die planwirtschaft mit kapitalistischem vokabular darzustellen, also etwa von „produktivkräften“ oder „angebot und nachfrage“ zu sprechen, aber die gefahr ist immer groß, in vorgezeichnete deutungsmuster zu verfallen, was den erkenntnisgewinn doch erheblich reduziert. schon die differenzierung kapitalismus versus sozialismus bringt ein erklärungsschema hervor, das die zeitgenössischen bewertungen geradezu nach sich zieht.
das wäre keine geschichtswissenschaftliche geschichtsschreibung, sondern zumeist bloße spiegelfechterei, die wohl nicht zu unrecht an scholastische diskussionen erinnert: wieviel engel haben auf einem stecknadelkopf platz? ein anderes, sozusagen drittes vokabular ist notwendig, um die vielfach nach wie vor wirkmächtige frontstellung aufzubrechen und der meistererzählung zu entkommen, so wie sie in der zweiten hälfte des zwanzigsten jahrhunderts und zumal nach dem epochenjahr 1989 („the end of history“) ausformuliert wurde.
mich interessieren zwei fragekomplexe – und zwar in einer globalen und zugleich langfristigen perspektive: (1) wie groß ist der personenkreis, der über die ressourcen, die „produktionsmittel“ und die verteilungswege verfügt? und (2) in welchem umfang verfügt jeder einzelne über sich selbst, das heißt: wie groß sind seine individuellen spielräume?
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