am 12. märz 1927 starb der vater meines schöche-urgroßvaters: 1927 hört sich noch nicht so schrecklich weit entfernt an – für jemanden, der anfang der 1980er jahre geboren wurde und doch hat dieser friedrich wilhelm schöche viel mehr mit alteuropa als mit meiner gegenwart zu tun. er wäre mir vermutlich nicht wesentlich weniger fremd als jemand, der irgendwo „hinten in der türkei“ wohnt. so gesehen wirft diese diskrepanz zwischen kultureller und historischer entferntheit einerseits und persönlicher nähe andererseits eine reihe von fragen auf, die zu denjenigen zählen, die mich am meisten faszinieren: wie muss die art sich zu erinnern aussehen, die diese spannung zwischen fremdheit und (eingebildeter) vertrautheit zusammenbringt oder wenigstens aushält? letztendlich geht es um die frage, wie sich die transformation jener fremden vergangenheit in meine (scheinbar allzu) vertraute gegenwart vollzogen hat. oder schlichter ausgedrückt: woher komme ich? – manchmal sitze ich in der küche und überlege mir beim essen, wieviele gesten und gewohnheiten ich sozial vermittelt von meinem schöche-urgroßvater paul otto vererbt bekommen habe, wieviel vergangenheit sich also in meiner ureigenen unmittelbaren gegenwart vergegenwärtigt.

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