ich begebe mich vormittags in die bücherstube und will endlich die juli-aufzeichnungen abschließen. aber ich verheddere mich im text und finde kein ende. dann fällt mir coetzees erzählung über die rechte der tiere ein, ich suche den band heraus (…) – und lese mich fest. letzten endes verbringe ich den ganzen tag an dem schreibtisch dort, lese, schreibe, denke nach. ich komme zwar zu keinem ende, aber es macht spaß. abends gewittert es stark, der regen prasselt aufs dach, und ich sitze im schein einer lampe und lese. ich wünschte, meine tage würden alles so vergehen und ich könnte à la longue auf diese weise ein paar abgeschlossene texte produzieren. (…) – während des aufenthaltes im gebirge konnte ich kaum etwas von dem erledigen, was ich wollte. gewiss, ich besuchte die annenkirche und betrachtete den bergaltar, fuhr nach böhmen und ein wenig in der gegend herum, aber es hätte von allem mehr sein können. (…) es gibt so viel zu tun, ich bräuchte mich bloß hinsetzen und beginnen, aber ich fürchte mich vor den konsequenzen meines handelns, ich fürchte, ich könnte etwas übersehen und einen (gravierenden) fehler machen, so dass ich es vorziehe, lieber dazusitzen und gar nichts zu tun. mir sind die zusammenhänge alle klar, die selbst-verkopplung, das fehlende ur- und grundvertrauen (was hans küng als glauben beschreibt), aber man kann sich ja nicht einfach entschließen: ich fange einfach an, ich entkopple mich, ich pfeife auf meine sorgen, nöte und ängste, ich habe ein grundvertrauen, dass ich gerechtfertigt bin, auch wenn alle welt sagt: das ist aber doof. ich mache erst einmal weiter. so einfach geht das nicht: er stand auf, setzte sich an seinen schreibtisch und begann zu schreiben, von morgens bis abends, er hörte nie mehr auf – und wenn er nicht gestorben ist, dann schreibt er noch heute. das ist märchen, wirklichkeits-verweigerung. dabei weiß ich ja, wie wohl ich mich fühle, wenn ich tätig sein kann, wenn aufgaben erledigt werden. es ist ein kreuz.
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