es macht mich traurig, wie sich zuneigung in halbe gleichgültigkeit wandelt. bin ich eine so beliebige bekanntschaft? offensichtlich schon. die art, wie sich gewesene nähe in gleichgültige distanz verwandelt, entlarvt jede nähe als illusion und macht jedes interesse zu einer heuchelei, die einem über ein kurzes immer deutlicher bewusst wird. die eigene beliebigkeit ist unerträglich, aber zugleich unabänderlich. die neugier, die man anfänglich erfährt, ist nur die begeisterung des anderen für seine sehnsüchte, die er auf einen projeziert; sobald sich erwiesen hat, dass die projektion mit der wirklichkeit nicht übereinstimmt, macht die begeisterung langeweile platz. „wir suchen immer das vollkommene, aber wir finden stets nur menschen“, schreibt novalis. das ist das dilemma: fremde neugier verleiht uns selbstbestätigung wie sonst nichts auf der welt, ja verleiht uns selbst einen hauch von vollkommenheit. umgeben von subjekten, bleibt man selbst solange objekt, bis man äußeres interesse erfährt. das nachlassen von interesse bis zu seinem vollständigen entzug stellt eine ent-subjektivierung und re-objektivierung dar, deren bewältigung in der selbstaufgabe zu suchen, also eigentlich nicht durchzuführen wäre.

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