nine-eleven, auch schon eine ewigkeit her. ich habe keine lust, auch nur drei sätze darüber zu schreiben, ob es eine zäsur war oder nicht. das wäre beschäftigungstherapie.
ich solle nicht verzweifeln, sagte mir w. r. beim mittagessen. meistens komme eine lösung, wenn man sie schon nicht mehr erwarte. – eben darauf warte ich ja und versuche in der zwischenzeit, meine dinge oder jene, die ich dafür halte, voranzutreiben.
in der bibliotheca albertina begegnete mir wieder die medizinstudentin, die ich aus der studienstiftung kenne und die ich schon vor einiger zeit am eingang einmal getroffen und gesprochen hatte. damals wie heute trat sie freundlich lächelnd auf mich zu und verwickelte mich in ein gespräch, von dem ich nicht wusste, welchen hintergrund es hatte – ich beziehe alles immer viel zu sehr auf mich im guten wie im üblen. – flugs geht es mir wieder gut und ich sehe tausend möglichkeiten, wo ich am nachmittag noch betrübt und niedergeschlagen war.
immer zu spät fällt mir meine sympathie auf, ich scheine nie ganz richtig dabei zu sein in der gegenwart.
auch wenn meine notate bloßer schrott wären, sie niederzuschreiben verschafft mir augenblicke der erfüllung. dabei fühle ich mich als mensch. sonst bin ich nur getrieben von äußeren kräften. – was ich will? beobachtungen notieren und dass mir dabei jemand auf die schulter klopft und sagt: ist schon richtig, was du machst.
verpasste chancen…und dann ist man zu tagträumereien, rumphantasieren und zermürbenden denkschleifen gezwungen…
wobei die natürlich auch durchaus von vorteil sein können, wenn man die daraus resultierende gedanklich produktivität für sich zu nutzen versteht, sprich: schreiben. schreiben. schreiben.
die krux der dichter und denker…?
aber gelegentlich will man auch jemanden umarmen, gelegentlich muss man jemanden umarmen, um nicht verrückt zu werden. ich stelle nicht in abrede, dass man die versäumten gelegenheiten auch produktiv verwenden kann. aber es muss doch vor allem darum gehen, die chancen besser zu erkennen, damit man weniger von ihnen versäumt.
ich frage mich zuweilen, etwa wenn sich eine begegnung wiederholt und sich der erste eindruck ernüchtert: sollte man nehmen, was sich einem bietet? oder wäre ein solches verhalten unaufrichtig, wenn man sich mit zweifeln auf jemanden einlässt, stürzt? wen man ahnt, der andere kann einem selber peinlich werden. da handelt es sich doch weniger um ein subjekt gegenüber, sondern um ein mittel zur … befriedigung eigener bedürfnisse. oder sollte man sich vielmehr über die eigenen zweifel erheben und die sich bietenden gelegenheiten als angebote begreifen, aus denen man mit aller macht und leidenschaft, die einem zu gebote stehen, das irgend beste zu machen hat. alte fragen, aber weil man primärerfahrungen nicht übertragen kann (reinhart koselleck), ist jede generation, ja jeder einzelne zu neuen antworten gezwungen, die sich kaum unterscheiden von älteren antworten. — wie schon gesagt: die sonate vom guten menschen.