das letzte konzil der universität leipzig tagte. das rektorat legte seinen arbeitsbericht des vergangenen jahres vor, aber was heißt schon arbeitsbericht. planungen, vorhaben, was zu tun ist. in der fragerunde danach die alten fragen. wie ein spiel, das lange eingeübt wurde. ritualisierte demokratie. der verlust der demokratie durch die abschaffung des konzils wird allenthalben beklagt, aber die wichtigen fragen stellt niemand. es soll keiner verurteilt und geschmäht werden, aber man muss doch sagen, dass mit der überstürzt und nicht gerade bedacht umgesetzten einführung der neuen studiengänge ein paar studierendengenerationen ja: verheizt werden. von solchen „stalingradgeschichten“ solle man nicht reden, heißt es dann in der replik. offensichtlich ist das konzil nicht notwendig, denn niemand spricht aus, was eigentlich alle denken. aber er hat ja gar nichts an! stellen sich die verantwortungsträger der kritik, besuchen sie die fakultäten, instituten und die studierendenschaft? zu einem leitungsamt gehört auch die bereitschaft, sich kritik anhören zu lassen. damit fühlen sich sich die kritiker ernstgenommen und eingebunden und gleichzeitig bietet die kritik eine empirische basis für weitere gespräche. niemandem fällt ein zacken aus der krone, wenn die massiven probleme mit den neuen studiengängen zugegeben werden, ganz im gegenteil, es ziert und ehrt. universität kommt von universitas, das heißt alle angehörigen und mitglieder sind universität, weil universitas. eine verbesserung, die bitter nötig ist, erreicht man am besten zusammen. das kann man organisieren, wenn man will, aber was kümmern einen etatisierten c-vier-professor schon die nöte eines bachelorstudierenden im zweiten semester, der statt einem modul, das er sich mit bedacht für seine weitere akademische ausbildung ausgesucht hat, irgendeine innerasiatische sprache lernen muss, weil nur noch in dieser lehrveranstaltung plätze frei waren (nichts gegen den wert, eine innerasiatische sprache zu lernen, wohlgemerkt). zweifelsohne kümmert es eine ganze reihe von professoren, aber man bemerkt recht wenig davon. keiner wagt sich aus seiner deckung. kommt nicht professor von bekennen? – wer soll da nicht à la longue zynisch werden. das steht zu befürchten, aber einer ausbildungsstätte mit dem anspruch und der tradition wie einer universität nicht recht zu gesicht. – aber ich junger freund sehe das ja alles zu idealistisch.

aber die reise ins unendlich kleine des menschlichen gehirns kann auch zu ganz anderen erkenntnissen führen. sie kann uns zeigen, dass der mensch ein soziales wesen ist. dass nicht nur seine gedanken, sondern auch seine gefühle viel weniger festgelegt sind, als die genetiker es kürzlich noch postulierten. die avancierteste technik, mit der wir in einzelne gehirn schauen, bestätigt den ganzheitlichen blick, ja sogar die poetischen visionen der mystik und die anstrengenden postulate des existenzialismus: dass geist und körper, mensch und welt ein unteilbares ganzes sind. dass der einzelne mensch immer nur so frei ist, wie die gesellschaft, in der er lebt. dass wir unser gehirn nur verstehen in dem maße, in dem wir die welt begreifen und unsere seele nur beschreiben können, wenn wir von der welt erzählen. (aus einer programmankündigung des dlf: www.dradio.de/dlf/programmtipp/dossier/861289/ [18.11.08])

eben: von der welt erzählen, um sie und sich zu begreifen.

Dieser Beitrag wurde unter anthropologie, demokratie, poetik, universität veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert