ich fuhr mit dem rad durch die stadt an einem großen geländewagen aus marienberg und einem leipziger bmw vorbei und sagte mir einmal mehr: wenn ich geld hätte, würde ich mein auto verkaufen – und mit der bahn fahren. immerhin hätte ich dann auch zeit. mir ging die frage durch den kopf, ob mobilität ein öffentliches gut sei. wie kann man die bahn in die fläche und zugleich zu gutem service zwingen? konkurrenz würde sicherlich die freundlichkeit erhöhen, aber ich fürchte, man wird auf die anbindung der provinz verzichten müssen. ein schlagendes argument für alle marienberger geländewagenbesitzer. ich kann mich weder für eine markt- noch für eine staatswirtschaftliche sichtweise entscheiden. ich habe sympathien für beide perspektiven, aber auch vorbehalten. ich kann es nicht beurteilen, letztendlich fehlen mir die einsichten. volks- und betriebswirtschaft müsste man studieren, zumindest kurse besuchen. weniger des geldes als vielmehr der einblicke wegen.

das ist vermutlich ein entscheidendes problem: ich will alles gleichzeitig tun. ich kann mich nicht auf eine angelegenheit, ein projekt beschränken. ungeduld kommt hinzu. da kann man immer nur scheitern. frustration wächst und zerstört jedes aufkeimende selbstvertrauen. (man beachte: ich wechsele bei der bilanzierung ins unpersönliche.) ich bin und bleibe – ein dilettant. das bedeutet freilich auf der andern seite: schau dir doch an, was du alles tust – so schlecht ist es um dich nicht bestellt.

ich überlese die letzten notate und stelle fest: ich versuche mich hinter klugen und scheinbar klugen, scharfsinnigen und scheinbar scharfsinnigen, gelehrten und scheinbar gelehrten einlassungen zu verbergen. mensch, das ist aber ein erzgescheiter!, höre ich den leser denken und mir schwillt die brust; proust, brast, brest (atlantik? polen?) … ist irgendwo von mir die rede. – immer und nie.

mir kommt das alles sehr trivial vor, was ich niederschreibe. und je mehr zuspruch ich von lesern erfahre, desto größer wird die eigene erwartungshaltung.

auf dem flohmarkt die rothaarige frau, die ich bereits zweimal auf dem flur im institut sprach und die ich auch bei der diskussionsrunde im thomas-kirchgemeindesaal sah. vermutlich eine eiferin wider die glaswand. ich fand sie indes auf dem flohmarkt nicht wieder, ich hätte gern mit ihr geplaudert – aber vermutlich hätte sich ohnehin nichts weiteres daraus ergeben. – ich ärgere mich, eine statuette nicht gekauft, ja nicht einmal fotografiert zu haben, die drei (!) menschen bei der kopulation zeigt. das wäre hübsch gewesen für den schreibtisch und geeignet zur irritation weiblicher besucher. – während ich einige fotos machte, schrie mich ein händler in grober weise an, ich dürfe seinen stand nicht fotografieren, er habe etwas dagegen und sei sicherlich nicht der einzige. das foto kannste gleich löschen. mich verstörte die aggressivität. ich war weder schlagfertig (wüsste nicht, dass ich mit ihnen (!) schon einmal schweine gehütet hätte!), noch neugierg genug. ich hätte fragen müssen, warum er dagegen sei. reine neugier. aber mein mangelnder mut dämpfte sie wohl erheblich. abermals ein beleg dafür, dass ich kein journalist bin. möchte mich mal sehen, wenn ich zufällig zeuge bei einem terroranschlag würde, ich wäre doch der erste, der sich versteckte, und der letzte, der etwas sagte. hasenfuss, hasenherz, hasenseele, hasenmut, hasenrückgrat – letzteres parallel, nicht senkrecht zum boden.

in der sz ein kluger artikel über die undifferenzierte vermischung von rechtskonservativen und rechtsextremen: damit werde letztendlich der holocaust verharmlost und der freiheitsraum „nicht de iure aber de facto“ eingeschränkt. außerdem schade sich die demokratische linke damit selbst, denn sie bestätige der konservativen konkurrenz deren alleinvertretungsanspruch auf der rechten seite des politischen spektrums. nichts rechts von der union, so das credo. im gegenteil sei es notwendig, die gründung einer rechtspartei nicht zu behindern, um mittelfristig eine machtperspektive zu haben. andernfalls hätten die unionsparteien sonst einen strukturellen vorteil. – man kann sich freilich fragen, ob es sinnvoll ist, die aufsplitterung des parteiensystems weiter zu befördern.

ohne zweifel ist es eine form von rassismus, angst vor der sogenannten globalisierung zu schüren, indem man prognostiziert, dass die chinesen in naher zukunft produkte gleicher qualität wie hierzulande auf einem ähnlich niedrigen produktionsniveau wie heute herzustellen. die chinesen seien die feinde unseres wohlstandes in der ferne. weil sie dabei mit fleiß und hoher leistungsmoral, mit kapitalistischen und wirtschaftsbürgerlichen werten wie im westen zu werke gehen, seien sie nur um so gefährlicher und heimtückischer. die gelbe gefahr wird an die wand gemalt. wenn eine volkswirtschaft sämtliche produkte in bester qualität zum niedrigsten preis anbieten könne, sei das grundprinzip des freihandels hinfällig, wonach durch unbeschränkten güteraustausch für alle teilnehmenden partner ein mehrwert erwachse. alle übrigen volkswirtschaften würden strukturell eine negative außenhandelsbilanz ihr gegenüber entwickeln. was niemand ausspricht, ist die angst vor einem demokratischen china, denn die demokratie würde das system noch weiter stabilisieren. und dann können wir hier auf der andern seite asiens ohnehin einpacken …

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