es reicht nicht aus, dass die gedanken zur tat drängen, es muss auch dafür gesorgt sein, dass der gedanke eine bedrängende wirklichkeit in einen schwebezustand versetzt (novalis).

man kann die dame des herzens einfach fragen, was man wissen will und je nach antwort weitersehen. es ist ein trugschluss zu glauben, zuwarten änderte, verbesserte etwas. wo sympathie und interesse bestehen, macht geduld nicht mehr daraus; wo sie nicht bestehen, kann geduld sie nicht erzeugen. im gegenteil mag zuviel an geduld die aussichten der absichten trüben. übertrieben wäre wohl, sie zu umarmen und ihr ins ohr zu flüstern: ich liebe dich, mein gott, ich liebe dich. was heißt schon: „ich liebe dich“? – aber warum sollte man sympathie und hingezogenheit verschweigen oder verschleiert zum ausdruck bringen. die strategie des überrumpelns: du bist schön, du bist klug, du hast ein freundliches wesen. ich will so viel von dir als irgend geht und du bereit zu geben bist.

ich wollte dir so gerne sagen, / wie lieb du mir im herzen bist; / nun aber weiß ich nichts zu sagen, / als dass es ganz unmöglich ist (gottfried wilhelm fink). auf den ersten blick beschreiben die zeilen einen sachverhalt, wie man ihn nur zu gut kennt. auf den zweiten blick stellt sich indessen die frage, ob das verstummen gegenüber der dame des herzens nicht gerade durch solcherart zeilen erst entsteht. beruht das interesse auf gegenseitigkeit, ist die frau auf der andern seite der kerze zumeist nicht weniger voller zweifel als man selbst. täuscht man sich hingegen über die erwiderung der eigenen sympathie, bringen klare worte gewissheit und man muss sich nicht länger quälen und schlaflos wälzen.

aus den gelegenheiten und begegnungen, die der zufall uns bietet, gilt es das beste zu machen. dabei ist der himmel nicht das limit, die bedingungen der welt begrenzen die gestaltungsmöglichkeiten ohnehin. vielleicht sollte man den zufall, frau fortuna, nicht als böse oder launisch betrachten, sondern vielmehr als eine alte nachbarin oder entfernte tante, die es gut meint mit dem kind und ihm ein paar groschen zusteckt. kontingenz heißt auch, dass man nicht notwendigerweise ein spielball des zufalls ist. an uns liegt es, sich in die gegenwart zu werfen, in die riemen zu legen mit aller kraft, die zu gebote steht. die kunst besteht darin, in den zufällen die möglichkeiten zu sehen, ohne sich auf einen pfad zu versteifen. stellt sich einer als sackgasse heraus, die nächstbeste abzweigung nehmen. wohlgemerkt nicht unbedingt die nächste, sondern die nächstbeste abzweigung. sie zu erkennen hilft der innere kompass, der einem sagt, wo die übereinstimmung zwischen dem weg und dem eigenen wesen größer und wo sie geringer ist. man kann zwar auf diese weise nicht abschätzen, wohin man gelangt schlussendlich, aber man gelangt ohne zweifel sehr weit ohne sich von sich selber zu weit zu entfernen.

manchmal bin ich so sehr gefangen in eigenen gedanken, dass ich die wirklichkeit, die mich umgibt, wie einen film wahrnehme. hernach stelle ich dann erstaunt fest, dass ich mitgespielt habe.

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