ich muss aufpassen, dass diese zeilen nicht zu einem diarium eroticum oder zu einem journale sentimentale werden.
jean-marie gustave le clézio erhält den nobelpreis in stockholm; der dlf rezensiert sein neuestes buch über das vanatu-archipel:
(…) eine neue art des denkens, ein intuitiveres, auffälligeres, bedrohteres, das dafür aber eingestimmt ist auf die chaos-welt und ihre unvorhersehbarkeit, wird vielleicht gestützt von den erkenntnissen der geistes- und sozialwissenschaften, es verweist aber auch auf eine vision des poetischen und imaginären auf der welt. dieses denken nenne ich archipelisch, das heißt, es ist nicht-systematisch, sondern induktiv, es erforscht das unvorhergesehene des welt-ganzen, es bringt den mündlichen ausdruck mit dem schriftlichen in übereinstimmung und umgekehrt (eduard glissant). dieses archipelische denken begleitet auch das publizistische projekt „völker am wasser„, das demnächst mit einem beitrag von glissant selbst fortgesetzt wird. glissant hat in verstreuten aufsätzen und büchern auch eine dynamische poetik der vielheit und der beziehungen formuliert, die in jean-marie le clézios gesamtem werk durchscheint. wenn man ihm, der ja in seinen romanen tatsächlich eine kulturelle und repräsentative vielheit pflegt, den vorwurf des ethnokitsches macht, dann ist das zu kurz gegriffen. in seinem brillianten report über die pazifikinsel raga zeigt le clézio sich deutlich in diesem archipelisch-poetischen licht. es verleiht dem unsichtbaren kontinent und seinem chronisten auf faszinierende weise kontur und farbe.
(11.12.2008, http://www.dradio.de/dlf/sendungen/buechermarkt/888905/.)