als ich auf der treppe zum dachboden stand (oberer boden – ieberer budn, wie es im erzgebirge heißt), erinnerte ich mich, wie ich im sommer immer am nachmittag nach der schule dorthin schlich, ein sessel stand vor dem fenster, das nach süden ging, und las oder schlief. romeo und julia auf dem dorfe, erst gezwungenermaßen, bald mit wachsendem interesse; schnitzlers traumnovelle, mario und der zauberer; vermutlich auch einige lyrik. – freilich ließe sich nun eine geschichte spinnen. heimlich gelesene literatur, ein verstecktes refugium unterm dach. aber erstens wäre dem nicht so, ich durfte immer lesen, was und so viel ich wollte – nur wusste ich anfangs nicht, was ich lesen sollte (wer hätte’s mir auch sagen können?) – und oft habe ich auch einfach keine lust, statt dessen sitze ich im sessel und lasse die welt an mir vorüberziehen.

am späten nachmittag begann es flockig zu schneien und setzte sich am abend fort: im lichtkegel der natriumdampflampen in der talstraße – salzerweg – die ich von meinem fenster aus sehe, fällt der schnee, wie man es sich für den winter vorstellt. seltsamerweise beruhigend, wie ich in meinem warmen arbeitszimmer an meinem schreibtisch sitze, während sich draußen der schnee anhäuft.

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