der holzbildhauer hans brockhage ist gestorben. er wurde in schwarzenberg geboren und lebte dort auch. das erzgebirge mit seiner reichen und langen schnitztradition prägte sein schaffen – der satz könnte freilich auch in einer ausstellungsbegleitenden broschüre stehen. gebrauchsprosa: bäh.
in der debatte um die leipziger universitätskirche, die ein „geistlich-geistiges zentrum“ für die alma mater sein soll, fiel mir ein: das gesprochene wort, das grübelnde, zweifelnde wort ist das geistige zentrum der universität, allein dadurch wird sie zu einem ort privilegiert, an dem man wagen kann zu denken – und unvoreingenommen alles in frage stellen. so äußerte ich mich auch mehrfach öffentlich. abends las ich eine textsammlung, die der studentinnenrat vor drei jahren herausgegeben hat, und fand darin ein ganz ähnliches zitat von jacques derrida: die universität müsste also auch der ort sein, an dem nichts außer frage steht … (die unbedingte universität, frankfurt am main 2001, s. 14).
was macht den lyriker, frage ich ein letztes mal, vielleicht. die weite der empfindung, die tiefe der gedanken? mir fehlt beides. scheint mir. aber ja: ich wünschte, ich wäre einer. und wenn ich das glück spüre, wie es mich streift zwischen den zeilen, bin ich einer und keiner kann mir dieses glück nehmen und dagegen einspruch erheben. es ist so!, sagt sesemi weichbrodt – und damit hören wir auf, fangen wir an. – fangen wir an … – – ein langgedicht, das die poetisierung des gebirges mit dem persönlichen bildungsroman verknüpft – und etwas ganz anderes ist; ein langgedicht, das individuelles erleben und die ereignisse der großen politik im schuljahr 1989/90 einerseits verbindet mit der bildung von erinnerung an die komplexe wirklichkeit ddr durch gestaltung von erzählung über die ddr und ihren untergang andererseits.