gestern ein kleiner artikel über das archiv des ausstellungsmachers harald szeemann, der eine un-menge an zeitungsausschnitten in mappen, vor allem aber in hängeregistern aufbewahrte; das arbeitszimmer-archiv war in einer ehemaligen fabrik untergebracht. die haptische erfahrung von zetteln und papieren, die ein ganz anderes verhältnis zum inhalt erzeugt als ein bildschirm, der mit jedem beliebigen inhalt gefüllt werden kann; das verhältnis ist realer, individueller und einprägsamer. man assoziiert nicht linear, sondern netzwerkartig. das sollte seine entsprechung im ablage- und verweissystem finden. – wie stellt man verweise her? und noch wichtiger: wie überträgt man eine solche, netzwerkartige verweisstruktur in einen text? akademische graduierungsschriften sollen immer linear organisiert sein: einleitung mit fragestellung, durchführung, conclusio mit „thesenartiger zusammenfassung“. wie müsste die struktur einer postmodernen qualifikationsschrift aussehen? ein text in einer nicht-linearen struktur kann trotzdem folgerichtig aufgebaut, in „prononcierter, nüchterner wissenschaftsprosa“ verfasst, verständlich sein und nachvollziehbar solide ergebnisse liefern. – aber in leipzig ist so etwas natürlich ganz un-denkbar … (vgl. thomas steinfeld: der virtuose im hängeregister. wer siegt im medienvergleich? im archiv von harald szeemann, in: sz vom 08.04.09, s. 11.)

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