geträumt: in einem niedrigen zimmer, das mit hellem holz ausgeschlagen ist und viele kleine fenster hat, sitze ich im gespräch mit zwei frauen. eine ist eher konventionell gekleidet, die andere etwas spleenig, orange und blau; die erste muss eine sparkassen-beraterin sein, die andere offensichtlich eine kundin. die zweite fragt mich, ob ich den xy kenne, der sei damals, er muss so sechsundzwanzig gewesen sein, dozent am religionswissenschaftlichen institut gewesen sein. dort habe sie ihn kennen gelernt. inzwischen seien sie verheiratet und hätten ein mietshaus in leipzig gekauft. ich solle mich einmal anstrengen, das wäre doch für mich auch zu schaffen.

in diesen tagen findet landesweit ein so genannter bildungs-streik statt. man kann über die konzeption und dem anspruch, der dahinter steht, lange streiten. forderungen nach einem „wirtschafts-fernerem“ studium sind so töricht wie demonstrationen für arbeitsplätze oder schönes wetter. andererseits ist nichts so unflexibel wie ein passgenau für eine bestimmte tätigkeit ausgebildeter hochschulabsolvent. professionalisierter wissenserwerb steht immer im spannungsfeld zwischen bildung und aus-bildung. die wirtschaft ist nicht alles, aber ohne wirtschaft ist alles nichts. man ist kein zynischer marktradikaler, wenn man anmerkt, dass zunächst erwirtschaftet werden muss, was für wissenschaft, bildung, kunst ausgegeben werden kann. manche verstehen das eben nicht. wir leben nicht im schlaraufenland, in dem die pfannkuchen auf den bäumen wachsen und gänsebraten durch die luft fliegen. die transformation von bärenjagd und beerensuche über das medium des geldes in das, was man wirtschaft nennt. es bleibt jagd und suche. aber damit hört es nicht auf, denn man ist auf der anderen seite kein weltfremd-idealistischer kommunist, wenn man erstens immer wieder darauf aufmerksam macht, dass die wirtschaft für die menschen und nicht die menschen für die wirtschaft da sein muss und zweitens feststellt, dass neben dem täglich brot, dem dach über dem kopf und der wärme im winter bilder, gedichte und zuletzt oder zuerst das bedenken der bedingungen der eigenen existenz un-erlässlich ist für den bestand eines gemeinwesens. manche verstehen das eben nicht. – martin walser hebt in der süddeutschen zeitung angesichts der diskussion um die finanz- und wirtschaftskrise zu recht hervor: „nichts hilft so wenig wie praxislose gesellschaftskritik.“ (vom wesen und unwesen des geldes. eine heimstatt des vertrauens: der deutschen sparkasse zum 200. geburtstag, s. 13.) weiß gott: ich habe auch nicht die weisheit mit löffeln gefressen, keineswegs, und manches, vieles verstehe ich auch nicht. aber es ist schon ein großer schritt, andere meinungen und wahrheiten gelten zu lassen, nicht nur zu dulden wohlgemerkt, sondern: gelten zu lassen. sich lösen von der vorstellung, es könne keine wahrheiten geben, die sich widersprechen, einer von zwei propheten lüge und spiele falsches spiel – aus einfalt, aus eigenen interessen, aus bosheit.

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