ich sitze in der wehrmachts-baracke (50,1 grad nördliche breite, 13,1 grad östliche länge), höre deutsche geistliche lieder von heinrich schütz und claudio monteverdis orfeo – und bin guter dinge. – beim einordnen einiger alter notizhefte stelle ich fest: meine tagebücher nehmen doch schon einen beträchtlichen raum im regal ein, ergänzt mit notizbüchern und ordnern voller entwürfe macht das inzwischen einiges her. die erinnerung muss nicht so betrübt sein, wie sie es zuweilen ist. wenn das alles auch nicht viel wert ist, wie es sich auch nach wie vor verhält, so kann zumindest eine entwicklung nachvollzogen werden. wenn das in hundert jahren eine, einer liest – und fühlt sich trotz allem ermutigt zum leben und kämpfen, ja selbst wenn ihr, ihm diese zeit der jahrtausendwende dadurch etwas vertrauter wird, ist die zeit, die ich zum notieren aufwendete, nicht vergeudet gewesen. – eine überraschung fand ich in einem alten schul-heft fand ich eine skizze: „mein heimatkreis“ – der nukleus meiner karte im kopf.

beim stichwort „jahrtausend-wende“ fiel mir auf: man muss die ereignisse der späten achtziger und frühen neunziger jahre in mittel-europa und deutschland vor allem als zeiten-wende begreifen, als tiefen umsturz aller erscheinungsformen des lebens, an denen man sich, dieseits und jenseits des iron carpet, orientiert und in denen man sich, drüben und hüben, eingerichtet hatte.

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