geträumt: ich sitze im heizungskeller und jemand, vielleicht mein vater, aber das weiß ich nicht so genau, reicht mir eigenartige gebilde, die aussehen wie kleine hühnereier und die aus einer grauen, feuchten häckselmasse geformt sind. meine aufgabe besteht darin, sie zunächst in staniolpapier einzuwickeln und danach mit einem grobkörnigen wachs zu versiegeln. mir wird gesagt, es handele sich dabei um jährliche besitzurkunden. (wo steht geschrieben, dass eine urkunde ein pergament oder ein papier sein muss? genauso ließe sich fragen, warum eine reihe von symbolen, die man auf ein solches papier mittels tinte oder ähnlichem farbstoff aufbringt, für einen rechtlich bindend ist.) offenbar müssen wir diese urkunden nachreichen, um die rechtmäßigkeit unseres eigentums zu beweisen. unklar ist, ob wir uns mit der nachträglichen anfertigung in der tradition klösterlicher urkundenfälscherei in einer juristischen grauzone befinden – oder ob dieses prozedere völlig berechtigt ist. wir müssen aber seltsamerweise pro jahr drei exemplare anfertigen. die masse reicht nicht und wir kommen nur bis 1979. die letzten „siegel-eier“ wickle ich nicht mehr in staniolpapier ein, damit ich schneller fertig bin und aus dem keller steigen kann.

während ich heinrich schützens deutsches magnificat hörte, fiel mir ein: zu einer skizzierung der intellektuellen signatur des erzgebirges in der vormoderne als einem wesentlichen, relevanten und prägenden binnensegment der bildungslandschaft mitteldeutschland gehören freilich auch die komponisten und instrumentenbauer, immerhin ist die bildungslandschaft auch eine (lutherisch inspirierte) musiklandschaft: man denke etwa an gottfried silbermanns orgeln, an johann caspar ferdinand fischer aus schlackenwerth oder an georg melchior hofmann aus scheibenberg bzw. bärenstein. – andererseits müssten nicht allein daten aus dem erzgebirgischen kreis erhoben werden (die frage des räumlichen zuschnitts ist eine weitere: was ist das historische erzgebirge?), zumindest stichprobenweise, wäre vergleichsmaterial aus ländlich(er) geprägten kursächsischen ämtern zu erheben. denkbar wäre das amt liebenwerda im kurkreis, aber das fällt bekanntlich 1815 an preußen und damit für weitergehende untersuchungen (wer weiß, wer weiß?) zu sachsen weg; eine andere möglichkeit wäre das amt oschatz. oder aber man sammelt einige proben aus beiden ämten, um den vergleich vielfältiger gestalten zu können, dann auch über 1815 hinaus. das sind jedoch, so oder so, riesige datenmengen, die man erst einmal erheben muss – vor allem andern und weiterführenden … wie bei einem buffet sind die augen zumeist größer als mund und magen.

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