meine antwort auf die frage, was mich denn ausgerechnet an der frühen neuzeit so interessiert und fasziniert, brachte mich beim nochmaligen nachdenken darüber zu einer weitaus grundsätzlicheren aussage: ich versuche zu ergründen, wie geworden ist, was mich umgibt – sowohl in räumlich-regionaler hinsicht (das erzgebirge in seinen bezügen: sachsen und böhmen, europa, die ganze welt –wem letzteres arg übertrieben erscheint, der sei zum einen auf die verschickung von montanexperten nach west- und hinterindien im 16. und auf die konkurrenz von holzkunst-handwerkern mit chinesischen nachahmern im 21. jahrhundert verwiesen), als auch in sozial-struktureller hinsicht. eine zweite frage betrifft das verhältnis von individualität und einbezogenheit in gemeinschaft, von autonomie und traditionsabhängigkeit, und zwar einmal grundsätzlich und einmal persönlich: inwieweit bin ich von der tradition geprägt, geformt, geblendet, korrumpiert, inwieweit bin ich in meinem so-sein auf sie angewiesen und inwieweit kann ich mich von ihr lösen, ohne mich selbst zu verlieren? welche rolle spielen in diesem zusammenhang rudimente magischen denkens? das läuft auf das problem hinaus, das heraklit von ephesos mit dem aphorismus beschreibt: die eigenart ist der dämon des menschen (fragment b 119). aber die frage nach der bedingtheit und den bedingungen der eigenen existenz führt zwangsläufig zu der frage, wie und woraus sie sich im einzelnen entwickelt haben: wie geworden ist, was mich umgibt? – freilich wird man bei alledem nur immer fragen und weiterfragen, graben und tiefer graben können; es wäre vermessen, eine antwort finden zu wollen, die gültigkeit und dauer hat. thomas mann spricht im vorspiel der josephs-romane von dünenkulissen, hinter denen neue weiten zu neuen vorgebirgen lockten, er redet von scheinhalten und wegezielen, von anfängen bedingter art, an denen man sich persönlich-geschichtlich beruhigen könne. obwohl also „die brunnenteufe damit keinesfalls ernstlich als ausgepeilt gelten kann„, ist wohl dabei dennoch eine wachsende klarheit zu erwarten. — auch insofern erscheint eine schulgeschichte, die regional verortet ist, aber gleichwohl in überregionale zusammenhänge gebracht wird, als ein geeignetes mittel, um auf eine stoffmenge zuzugreifen, die amorph, unbegrenzt und unstrukturiert erdrückend und überwältigend vor einem liegt. vor jahr und tag begann ich immerhin einen text, der den titel gesellschafts-kunde tragen sollte und der irgendwann in sich selbst stecken blieb, mit der these: eine schule ist eine welt im kleinen.

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