was ich da so alles niederschreibe, ist doch reichlich verschwiemelt, aber ich mache erst einmal weiter, denn es ist auch schön oder vielmehr: befriedigend. ich weiß nicht, was ich anderes tun sollte und weiß auch nicht, wie ich es anders schreiben sollte. ich habe keinen plan und kein wirkliches ziel; dinge auf dem weg und am wegesrand beobachten und beschreiben, darauf kommt es mir wohl an. mich ekelt die linearität an, mich ekelt das erzählen aus einer bestimmten haltung heraus an, zu der man sich immer wieder aufraffen, in die man sich immer wieder, sobald man sich ans blatt, vor den bildschirm setzt, unter großen mühen begeben muss. das ineinandergleiten von textbrocken, die ungeordnet nebeneinander stehen, zusammen aber doch etwas bedeuten; textblöcke, die wegen ihrer inneren beschaffenheit zum weiterlesen locken, nicht wegen eines spannungsbogens, der über sie gewölbt ist. das wäre das gestaltungs-ziel. aber so etwas wird keiner lesen wollen.

ich erinnere mich, dass meine arbeitsweise, nämlich verschiedene textblöcke zu schreiben, die inhaltlich durchaus weit voneinander entfernt sind, und sie mit der zeit zu verdichten, schon vor zwölf jahren so existierte, als ich meinen ersten größeren text produzierte. auf diese weise kann ich immer schreiben, was mir gerade einfällt – und worauf ich lust habe. dabei wird der text zunehmend umfangreicher und entwickelt mit der zeit eine zunehmende komplexität und eine gewisse eigendynamik, die mich selbst erfasst, so dass ich die leerstellen allmählich verkleinere.

ich (1) habe jetzt seit cirka zwölf uhr mittags geschrieben, es geht auf drei zu und ich bin durchaus enthusiasmiert – nicht unbedingt von dem, was ich geschrieben habe, sondern von dem akt selbst. so kann ich in den tag gehen – auch wenn der schon wieder seinem ende zuneigt.

(1) eigentlich schon eher: doof, wenn ich jeden absatz mit „ich“ beginne. – von der „wütenden leidenschaft für das eigene ich“ sprach einmal thomas mann in einem brief an seinen bruder heinrich. zuweilen heißt es, im blog sei ein wenig viel von mir die rede. selbstbespiegelung, selbst-ethnografie –  aber auf der anderen seite ist es noch beliebiger, dieses und jedes zu notieren: im iran geschah heute dies, 1827 hat xy z gemacht usw. mir scheint die einzige berechtigung für das schreiben (in einem blog, aber auch grundsätzlich) ist der bezug auf sich selber, andernfalls wird das schreiben völlig beliebig und kontingent. in einer so beschaffenen welt, in der nichts aus sich heraus begründet und zwingend notwendig ist, bleibt nur die entscheidung, ich zu sagen: ich will dieses tun und jenes lassen, ich halte dieses für richtig (aus diesen und diesen gründen) und jenes für falsch …

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