über die alte pass-strecke von chemnitz richtung reitzenhain fahre ich nach leipzig; der himmel über den fichtenwipfeln dämmert. im erzgebirge beheimatet und in der welt zu hause, denke ich mir, während im radio die letzten takte von haydns schöpfung erklingen.
es heißt jetzt hier und da, eine so genannte „schwarz-gelbe“, „bürgerliche“ mehrheit könne die knoten lösen, die diese gesellschaft fesseln. so hieß es vor vier jahren über eine große koalition. gemeinsam blockierten sich die beiden (drei) parteien nicht gegenseitig, gemeinsam könnten sie „durchregieren“ und mit mut das land verändern. inzwischen beklagt man den dicker und dicker werdenden mehltau – wie 2005, wie 1998. ich erwarte nichts mehr außer absurditäten. mag sein: das sind die mühen der ebene. mag sein: man erreicht nur stückweis etwas. mag sein: hier gehört vieles „entbetoniert“ und das gelingt einem am besten (vermutlich sogar: nur) von innen (was ein plädoyer dafür wäre, der sächsischen staats-partei beizutreten und gegen den stachel zu löcken, …), aber selbst dazu bräuchte man zuversicht, die ich aber nirgends erkennen kann, nicht im kleinen, nicht im großen. lethargie. in der tat sehe ich keine zukunft für unsere lebensweise und zuweilen bin ich sehr im zweifel über unsere fort-existenz im allgemeinen. ich bin mir sogar unsicher, ob mich das traurig machen sollte. was sind wir schon? wir sind schon längst über den abgrund hinausgeglitten und -geschossen, noch fliegen wir und es fühlt sich grandios an, zweifelsohne, aber bald wird der schwung erlahmen, das vorwärtskommen wird sich verlangsamen, kaum bemerkbar und ganz allmählich, aber schließlich wird es enden, das sinken wird beginnen, kaum merklich und ganz sacht, aber es wird sich immer stärker beschleunigen, bis wir in der tiefe aufschlagen und dort zerschellen. dann wird freilich niemand mehr da-sein, der in sein tagebuch die lakonische feststellung notieren kann: rien. wozu noch kämpfen, wozu nicht aufgeben, im kleinen so wenig wie im großen? nur der wahrscheinlichkeit zum trotz? was mit luther hieße: und wenn die welt voll teufel wär – wir wollen’s dennoch versuchen, trotzdem. ich habe keine hoffnung mehr, aber ich will nicht die konsequenz ziehen und aufgeben, nicht im kleinen, nicht im großen. weitermachen aus feigheit vor der einsicht in die realität. es gibt keine wunder, weiß ich, aber ich rechne dennoch mit ihnen. trotzdem. das lässt sich nicht ausmerzen. als lebte man in einem bunker und über einem gänge die welt unter, aber man plant derweil neue städte, trotzdem. trotzdem / trotz dem / trotz wegen.