max steinmetz, der geschichtsschreiber des marxistischen interpretationsmusters „frühbürgerliche revolution“ ist 1912 geboren wie erich honecker: in jenem jahr, als mit dem untergang der titanic das ende des bürgerlichen zeitalters angedeutet wurde – so wie das erdbeben von lissabon für den nachgeborenen das ende des ancien régime in der französischen revolution anzudeuten schien und die reaktorkatastrophe von tschernobyl den zusammenbruch des sowjetischen imperiums. steinmetz starb im revolutionsjahr 1990 – und zwar bezeichnenderweise vor der wiedervereinigung genau an eben jenem 11. september, der ein gutes jahrzehnt später mit den anschlägen von new york und washington zum beginn des 21. jahrhunderts werden sollte, also zum definitiven ende des 20. mit dem dessen zweite hälfte prägenden kalten krieg, der wiederum auf jene ur-katastrophe zurückgeht, auf die der untergang des titanenschiffes so prophetisch hinzuweisen schien. ein jahr vor dem tod von steinmetz wurde durch die offizielle ddr feierlich-offiziös das müntzerjahr begangen mit der programmatischen einweihung des bad frankenhausener bauernkriegspanoramas werner tübkes am 14. september als höhepunkt.

so kann man aus einer handvoll daten die größte verwunderung ableiten und einen geheimen plan vermuten, wenn man nicht wüsste, dass sich wegen der schier unendlichen anzahl an daten jeder mögliche zusammenhang konstruieren lässt. dennoch ergeben sich mit diesem verfahren zuweilen überlegungen, die historiografisch zwar unsinn sind oder wenigstens ohne jede bedeutung, denn was heißt es schon, wenn max steinmetz genau elf jahre (sonnenumläufe) vor dem, längst zur chiffre gewordenen elften september gestorben ist? – überlegungen, die aber einigen literarischen reiz besitzen, weil sie uns ein sozusagen: sub-kutanes bild der vergangenen wirklichkeit liefern, das eine ganze reihe unserer deutungen fasst.

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