als ich das hörsaalgebäude verließ, kam mir auf der treppe zur fahrradtiefgarage eine junge frau entgegen: schlank, lange, dunkle haare, große nase. hübsch, dachte ich im vorübergehen. allein ihre rosaroten segeltuchschuhe irritierten mich ein wenig. aber ich würde ihr ohnehin kein zweites mal begegnen, also brauchte ich mir auch nicht den kopf darüber zu zerbrechen, wie ihre zurückhaltend elegante erscheinung zu den schuhen in der unterstellten oder vielmehr anerzogenen lieblingsfarbe junger mädchen passen sollte. wie überrascht war ich, als sie mich lächelnd grüßte. offenbar kannte sie mich – aber mir fiel nicht ein, woher ich sie kennen sollte. asymmetrische, sozusagen: schiefe kenntnislagen verunsichern mich. dieses mal überwog jedoch die stille freude darüber, dass mich eine frau, die ich auf den ersten blick anziehend finde, kennt und grüßt. ein großes erlebnis für jemanden, der von sich meint, übersehen zu werden – und zwar mit durchaus guten gründen, weil ihm eine wohlwollende freundin gelegentlich einmal eröffnete, in der tat falle er nicht sofort auf, vielmehr müsse man ihn erst entdecken.

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