geträumt: ich küsse eine kleine, auf den ersten blick eher unscheinbare blondine, ich erinnere mich an sehr authentische empfindungen. ihre offenkundige zuneigung macht sie mir ungeheuer sympathisch. ich will sie berühren und umarmen, woraufhin sie sich wehrt und vor mir entsetzt zurückweicht. ich verstehe es als ablehnung, die beziehung zu vertiefen, löse mich unvermittelt von ihr und verschwinde, ohne eine mine zu verziehen. während ich mich gemessenen, aber bestimmten schrittes von ihr entferne, bin ich stolz auf meine rasche und konsequente entscheidung und hoffe ein wenig, ihr täte es inzwischen schon wieder leid; ich kann nur schwer der versuchung widerstehen, mich umzudrehen und zu sehen, ob sie weint oder wenigstens traurig dreinschaut.

gero von boehm fragt am ende eines interviews christa wolf, die dieser tage achtzig jahre alt wird, was sie in diesen achtzig jahren über den menschen gelernt habe. sie lächelt, als sei sie eine zarte prüfungskandidatin vor einem gestrengen examinator, habe eine knifflige frage erwartet und sei über diese einfache frage froh erstaunt – weil sie die antwort weiß: „dass man ihn nicht verändern kann„. sie führt noch näher aus die illusion vom neuen (sozialistischen) menschen, sie zitiert brecht („wir, die wir den boden für freundlichkeit bereiten wollten, durften selbst nicht freundlich sein“) und erwähnt einen (westdeutschen) gesprächspartner bei einer unlängst veranstalteten lesung, der sehr irritiert war über die vorstellung, die menschen könnten im modus der freundlichkeit zusammenleben.

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