stündlich, minütlich, ja von augenblick zu augenblick wechseln tiefste verzagtheit und große zuversicht. ich halte alle welt für feindlich gesinnt – insofern wenigstens, als sie mich und den prekären charakter meiner schwebenden existenz durchschaut. verlässlichkeit erzeugt vertrauen, setzt aber zugleich vertrauen voraus, zuerst und zuletzt in sich selbst. wo man sich selbst nicht traut, seiner fähigkeit, in einer bestimmten situation zu bestehen und eine bestimmte, zumal selbstgewählte aufgabe, zu bewältigen, schlingert man in einen teufelskreis hinein, aus dem so schwer zu entkommen ist wie einem schwarzen loch. schweigen hilft nicht, selbstbeschimpfung hilft nicht. wie kann man sich aus dem sumpf der eigenen mängel ziehen; wo sitzen die kräfte, die einen in die lage versetzen, sich zu ver-ändern. du kannst dein leben ändern – gewiss, allein, es bleibt die frage: wie? – dabei ist das eingeständnis, hilfe zu benötigen, alles andere als unlauter. aber so sehr ist man, bin ich auf individualität getrimmt, dass einem kooperation wie der offenbarungseid der eigenen unfähigkeit erscheint. man kann lange nach wurzeln und gründen dafür suchen, ich würde wohl auch vieles finden, aber das hilft nichts, hilft gar nichts, die entscheidende frage lautet: wie? wie überwindet man diese (offensichtliche fehl-) einschätzung?

gleichzeitig kommt mir meine reise nach mikulov/niklasberg und mein vortrag dort, kommen mir alle meine großen und kleinen erlebnisse wie ein traum vor: ich erinnere mich zwar, es tauchen bilder und worte auf, gespräche und gesten, aber mir scheint, als sei es nicht ich gewesen, nicht wirklich ich, der dort war und dies alles erlebte.

ich sitze im sessel und jede stunde überfällt mich eine tiefe müdigkeit. während ich die augen schließe und versuche einzuschlafen, kommen mir sätze in den sinn, die mir schön erscheinen, aber ich fürchte mich vor der müdigkeit so sehr, dass ich die augen geschlossen halte und mich nicht aufraffen kann, sie zu öffnen, papier und stift in die hand zu nehmen und diese sätze aufzuschreiben.

manchmal stelle ich mir vor, wie ich abends an meinem schreibtisch sitze, draußen ist es finster, nur die lampe erhellt den raum. aufgeräumt das zimmer und der schreibtisch, nur eine mappe mit notizen und ein sauber geschichteter stapel bücher, tee dampft aus einer tasse weißen porzellans. – was ich an material hätte in all den jahren zusammentragen können, wenn ich nur mit bestimmtheit hätte entscheiden können, was ich wollte. – der r.? der wühlt in seinem erzgebirge herum. – r.s opus magnum … – – aber dann erfasst mich immer eine müdigkeit und die vorstellung bleibt: ein traum.

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