heinz-peter haustein bemerkt zur beschönigend-verschleiernd „wachstumsbeschleunigungsgesetz“ benannten gesetzesvorlage (wächst das gras schneller, wenn man daran zieht – und: wächst es bis in den himmel, wo die freiheit wohl grenzenlos und alle sorgen und ängste und so weiter und so weiter), es gehe um glaubwürdigkeit. einerseits finde ich bemerkungen zur tagespolitik sehr billig, andererseits echauffiert (in der tat: echauffiert) mich diese toll-kühne behauptung (gegen alle volkswirtschaftlichen erfahrungen), steuersenkungen beschleunigten das wachstum (immer dieses wachstum, wachstum, wachstum, wie ein mantra, wachstum – was ist das eigentlich?) und finanzierten sich auf diese weise selber. glaub-würdigkeit ist in meinen augen etwas ganz anderes, wenn wenigstens einer die gegenargumente aufnähme, aber wie es kleine kinder tun, wird einem nur immer dasselbe wiederholt. der alte buddenbrook gab seinem sohn mit auf dem weg, nur geschäfte zu machen, die zwar bei tag gewinn abwerfen, aber einen bei nacht auch schlafen lassen. das ist: bürgertum. kühn wäre der versuch, diese krise ohne mehrbelastung der bürger (auch derjenigen, die noch heranwachsen …) zu überwinden – tollkühn erscheint mir der verzicht auf einnahmen bei einer absehbaren zunahme der ausgaben. das ist alles dutzendfach bemerkt worden, aber niemand geht darauf ein von denen, an die der appell gerichtet ist. ein vabanque-spiel auf die zukunft: ich weiß nicht, was soll es bedeuten – mir kommt ein wort in den sinn: zocker-mentalität. selbst wenn die gesetz-geber ruhig schlafen mögen, die gläubiger (nämlich die bürgerschaft) kann es nicht tun, wenn sie sich die situation bewusst macht, in der sie sich befindet. – die einzige verstärkung und verstetigung von wohlstand kann man über bildung erreichen: je länger man darüber nachdenkt, desto deutlicher tritt einem der zusammenhang zwischen bildungsinvestitionen einerseits und wirtschaftlicher leistungsfähigkeit andererseits beispielsweise in mitteldeutschland vor augen. die mauritianischen bildungsreformen und die (proto-) industrialisierung einhundertfünfzig bis zweihundert jahre später. man betrachte die langfristigen szenarien der studie von ludger wößmann und projiziere sie in die vergangenheit, ob man nicht entsprechungen finde. – diese unverfrorenheit beim behaupten, diese engstirnigkeit beim erörtern, unerhört. das ist kein bürgerliches verantwortungsbewusstsein, das ist ideologie: die wahrnehmung der wirklichkeit aus dem blickwinkel einer (fixen) idee. (gewiss: wie anders? aber der wesentliche, wenn auch graduelle, unterschied besteht in der berücksichtigung von gegenargumenten – und der bleibt hier, wie schon gesagt, ganz und gar aus.) alles in allem hat das etwas kindisches. die ankunft der spaßgesellschaft in der politik. der staat wird als ein gebilde verstanden, das den einzelnen hemmt und maß-los auspresst. das zwanzigste jahrhundert lehrt eine gesunde skepsis gegenüber einer allzu großen staats-gläubigkeit und staats-nähe. aber so wie es falsch ist, den staat als götzen und goldenes kalb anzubeten, ist es falsch, ihn zu verteufeln und zu dämonisieren. der staat, das ist die organisationsform, die sich seine bürger gegeben haben, um den risiken der welt begegnen zu können, ein instrument, ein werkzeug – genausowenig ein lieber vater wie ein böses ungeheuer. von wegen: liberalismus (wie wägt man die freiheiten der einzelnen gegeneinander ab?), von wegen: konservatismus (wann wird aus tradition aber-glaube: kinder werden am besten daheim erzogen …); was heißt schon: rechts, links? die oberflächlichkeit ödet mich an, das bemühen um öffentliche aufmerksamkeit mit mitteln der werbung widert mich an. vielleicht sollte man einmal die bekenntnisse des kirchenvaters augustin verschenken: glaub-würdigkeit entsteht durch das ringen mit den zweifeln, nicht durch bigottes inszenieren von standhaftigkeit. versprochen – gehalten, trat der parteichef nach den koalitionsverhandlungen vor die liberalen …
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