richtung bayrischer bahnhof begegnete ich in der riemannstraße kurz hinter dem institutsgebäude u. j., (…). während wir an der (neuen) peterskirche vorüberkamen, sprachen wir über das gebäude und ich konnte, weil ich vor einiger zeit einmal nachgelesen hatte, ein kleines referat zum besten geben, als kennte ich mich in der leipziger stadtgeschichte aus wie in meiner westentasche … mein interesse an der kirche entsprang einer debatte, ob sie auf einen vorgängerbau aus dem mittelalter zurückgänge, der an derselben stelle stand. das schien mir wegen der lage außerhalb der stadtmauern eher abwegig. wie sich zeigte, bezieht sie sich auf die (alte) peterskirche, die unmittelbar an der stadtmauer in der nähe der pleißenburg gestanden hatte und die petersbogen, petrinum, in dem seit dem 15. jahrhundert die juristen der universität saßen, peterstor, -straße und -steinweg den namen gab. in gewisser weise hat gerhard graf mit seinem diktum, die landschaft sei die quelle, durchaus recht: im konkreten fall der peterskirche wäre der ausgangspunkt zu weiteren untersuchungen die eigentümliche räumliche distanz zwischen dem heutigen ort der kirche und der häufung weiterer bezeichnungen, die den namen des jüngers und apostels tragen; eine räumliche unschärfe in der landschaft, die wie eine sprachliche, formale oder inhaltliche unschärfe innerhalb eines textes anlass bietet zum weiteren nachdenken und -forschen. wenn man es schließlich so versteht, dass in eine bestimmte landschaft texte eingeschrieben oder über sie gebreitet sind, wird die auffassung einer landschaft als quelle noch offenkundiger.

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