betrübt schon des morgens; im bade=zimmer1 fiel mein blick auf ein handtuch, auf welchem stilisierte muscheln abgebildet waren. zunächst dachte ich an santiago de compostela – und dann stellten sich bilder ein von großen muscheln und schneckengehäusen, die auf einem schreibtisch in der sonne liegen; eine vase voller georginen, die zu welken beginnen, bücherrücken in hölzernen regalen. die schönheit der welt kam mir wieder mit wucht ins bewusstsein und ich war plötzlich erfüllt von einem bebenden enthusiasmus. – auf dem weg ins institut dachte ich einmal mehr, mein leben, so wie es sich mit den jahren ent=faltet, gefällt mir immer weniger. die diskrepanz weitet sich ständig aus zwischen dem, was ich, vor zeiten, tun und sein wollte, und dem, was ich tatsächlich tue (indem ich fast nichts tue), was ich tun kann (fast nichts nämlich) und  was ich infolgedessen bin (fast nichts nämlich).2 irgendwann zer=reißt sie mich, die diskrepanz, wenn nicht äußerlich, so doch zumindest im innern. what have i become? statt zweier seelen, „ach“, nur zwei halbe. aber die flackernden sonnenflecken auf dem asphalt erinnerten mich an die schönheit der welt. schönheit der welt … sie überwältigte mich beinahe, als ich das institutsgebäude betrat und mir eine junge frau mit schwarzem rock und roter jacke ins auge fiel, in das beinahe tränen stiegen. beinahe.

1 was ist der unterschied zwischen „bad“ und „badezimmer“? wann benutzt man das eine wort und wann das andere? wer benutzt es? was sagt es über einen aus, wenn einem als erstes „bad“ in den sinn kommt – oder „badezimmer“? und was sagt es über einen aus, wenn man über diese frage ernsthaft nachdenkt?

2 wer fast nichts tut, ist fast nichts – verhält es sich so?

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