beim abendspaziergang las ich das werbeschild eines ladens: „filzwerkstatt“. ein paar meter weiter war auf einem stromkasten eine parole geschrieben: „vegan ist trumpf“. während ich weiterlief, dachte ich darüber nach, ob es korrupte veganer geben könnte.
mir fiel indien ein, wo es millionen von vegetariern gibt, und beim stichwort „korruption“ kam mir das wort „bakschisch“ in den sinn. zunächst kasteite ich mich in gedanken ein wenig selbst für den kulturalistischen kurzschluss: vegetarier – indien – korruption. aber so leicht, wie es mir fällt, dem gängigen klischee zu folgen, in indien herrsche korruption (ist dem etwa nicht so? ist dem etwa doch so?), so schwer fällt mir die vorstellung von korrupten veganern: filzveganer, veganerfilz.
überall stehen schilder herum, auf denen irgendetwas behauptet wird: „filzwerkstatt“, „vegan ist trumpf“, …, „in indien geht nichts ohne bakschisch“. aber vor lauter schilderwald gibt es keine bäume mehr zu erkennen. vielleicht gibt es auch nur die schilder mit den behauptungen. dass es gerade mai ist und dass das wetter schön ist – alles nur behauptungen. und was bleibt mir übrig? durch das meer der behauptungen auf einem floß aus schildern zu treiben – und im besten fall: meinerseits ein paar schilder aufzustellen – oder zumindest die vorhandenen schilder („die vorfindlichen schilder“) neu zu kombinieren.

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