jahrestag der landung von kolumbus auf guanahani-san salvador – das fällt auch nur mir auf. pocken- und grippeepidemien, sklaverei und der traum von der neuen welt, dem durch keine ernüchterung auf dauer beizukommen ist. – vor jahren hätte ich voller fortschrittseuphorie den tag innehaltend im stillen gefeiert. heute vergesse ich beinahe das jubiläum. conquest of paradise, das verstehe ich erst jetzt, aber es ist trotzdem trivial.
während ich jüngst durch die stadt fuhr, dachte ich mir, sie muss doch irgendwo hier umherlaufen, die gefährtin und mutter meiner kinder, was, zugegebenermaßen, doch sehr nach schlager klingt, aber für den moment stimmig schien. — und dann wird einem vorgeworfen, die vorstellung von frau und kindern sei weltfremd, schlager eben, poesiealbum und world we have lost, we never got – als wüßte ich nicht selber um die kontingenz und die erotischen möglichkeite am wegesrand. trotzdem bleibt’s so: eine gefährtin für die lebensgefährdungen. ich lasse mir nicht einreden, es gäbe keine sterne; ich lasse mir nicht einreden, die serielle monogamie sei der normalfall. als könne man einen menschen eine zeit lang lieben und dann, zack, nicht mehr. diese vorstellung ist genauso geprägt und konstruiert wie das gegenteil. wenn überhaupt, dann gelingen nur die schüchternen versuche um die mitte herum (walser). als sei mir nicht klar, dass man kompromisse schließen muss – aber was spricht dagegen, vorstellungen zu entwickeln – der rest ist, wie immer, wie überall, verhandlungssache.