man kann keine gewalt über die vergangenheit bekommen, man kann ihrer nicht herr werden – deshalb ist es unangebracht, von vergangenheitsbewältigung zu sprechen. genausowenig kann man wohl vergangenheit aufarbeiten wie man etwa ein altes möbelstück etwa aufarbeitet. hier schwingt die bedeutung mit: wieder schön machen, ertragbar machen. gleichwohl scheint der zweite begriff weniger enggefasst, er bezeichnet einen prozess, der weniger stark auf abschluss zielt und offener ist. beides bezeichnet jedoch die entwicklung von diskursen und den wettstreit unter ihnen, an dessen ende eine meistererzählung steht, die für die beurteilung der vergangenheit maßgeblich ist und anhand derer das geschichtsbild entworfen wird. geschichte ist die geistige form, in welcher sich die gegenwart rechenschaft über sich selbst ablegt (huizinga).

wie ich die treppe im gebäude der geschäftsstelle 2009 hinunterlief, dachte ich fortlaufend: amethyst, amethyst, amethyst, immer im rhythmus meiner schritte. das bemerkte ich freilich erst nach einer ganzen weile, ich dachte einfach auf mich los, für mich hin, denken ohne zu denken gleichsam; ohne zu beobachten und zu überwachen, was ich da tat und dachte. – ob das auch jemandem passieren kann, der ein messer in händen hält und auf jemanden einsticht, der sein tun erst nach einer ganzen weile bemerkt. inwieweit sind wir herr unseres tuns, inwieweit verfügen wir über unseren willen?

der grad an verrücktheit wird bestimmt durch die entfernung von der normalverteilung. je mehr man sich die eigene verrücktheit eingesteht, sie bekennt und nicht länger der geltenden oder vielmehr wahrgenommenen norm unterwirft, desto näher ist man bei sich selbst. zu dem raschen wasser sprich: ich bin. – diesem bekenntnis steht nicht unbedingt ein höheres maß an selbstsucht und ein geringeres an verantwortung gegenüber. eher im gegenteil, möchte man meinen. mehr vertrautheit mit sich selbst bewirkt zuweilen auch ein stärkeres verantwortungsgefühl gegenüber den anderen. deshalb ist die formel mehr individualität gleich weniger gemeinschaftssinn und –fähigkeit zumindest unzureichend.

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